Fahrradzubehör

Nützliches und Kurioses aus der Welt des passionierten Velocipedisten

 

In dieser Rubrik möchte ich dem geneigten Leser hin und wieder ein Teil vor- stellen, auf das ich bei Recherchen in den Katalogen gestoßen bin und das es wert ist, einen kleinen Text darüber zu verfassen.

Katalogblatt Stukenbrok von 1912, allerlei Putzmittel für den Velocipedisten
Katalogblatt Stukenbrok von 1912, allerlei Putzmittel für den Velocipedisten

Betrachtet man sich die Kataloge der Fahr- radhersteller und -händler von Anbeginn an, dann wird man feststellen, dass sich bis um die Jahre kurz vor 1900 das Angebot an Zubehör meist auf das Wesentliche be- schränkte: Beleuchtung, akustische Signal-instrumente, Gepäcktransport etc. Erst als das Fahrrad den Weg zu breiteren, bür- gerlichen Gesellschaftsschichten fand und das Fahren auf einem Fahrrad das etwas anrüchige Bild des Freizeitvergnügens einiger betuchter Müßiggänger ablegen konnte, schossen die Radfahrvereine förmlich wie Pilze aus dem Boden und in den Katalogen der Fahrradhändler drängte nun das Zubehör die Fahrräder fast an den Rand. In den Jahren bis zum Ausbruch des 1. Weltkrieges nahmen die Kataloge langsam den Umfang heu- tiger lokaler Telefonbücher an. Und was man darin so alles entdecken kann, mag man kaum glauben. Fast scheint es, als ob sich die Hersteller von Fahr- radzubehör mit absonderlichen Ideen gegenseitig zu übertrumpfen suchten und immer neue, das selbe Thema behandelnde Artikel auf den Markt warfen.

Katalogblatt R. Chaput von 1911, Hupen für Motor- und Fahrräder
Katalogblatt R. Chaput von 1911, Hupen für Motor- und Fahrräder

Einigen praktischen Zubehörteilen war, im nachhinein betrachtet, ein durchaus langes Leben beschert; andere verschwanden ob ihrer wenig praxistauglichen Ausführung recht schnell wieder aus dem Angebot; bei einigen muss man sich fragen, ob davon überhaupt jemals ein Stück verkauft wurde.

 

Kannten Sie schon propellergetriebene Fahrradklingeln, die wie empfindliche Spargelstangen ihren Propeller direkt vor des Fahrers Nase in den Wind stemmten und bei jedem Umfaller des Drahtesels unweigerlich zerbrachen oder sich stark verbogen? Oder Signalinstrumente in Trommelform, betrieben durch einen Holzstock, der in die Speichen des Vor- derrads geschwenkt wurde und dadurch einen Trommelwirbel ähnlich einem Tusch erzeugte, damit die Fußgänger zu Tode erschreckt wurden? Tennis-schläger-Halterungen für das Vorderrad? Fahrradfahrer-Feuerwerk gegen lästige Hunde oder fluchende Bauern? Pistolen, Peitschen und Schlagstöcke für den durch die Landschaft pedalierenden Herrenfahrer, um sich allerlei Ungemach vom Hals zu halten? Gab es alles - und noch viel mehr.

Katalogblatt A. Ruffin von 1911, Pedalhaken
Katalogblatt A. Ruffin von 1911, Pedalhaken

Wenige dieser ausgefallenen Zubehörteile sind heutzutage erhalten und werden auf dem Sammlermarkt natürlich mit entsprech- end hohen Preisen honoriert. Sollte ich also über derartiges Zubehör in den Katalogen oder gar als reales Objekt stolpern, werde ich es hier in loser Reihenfolge vorstellen, denn solche Dinge würzen erst das Thema Fahrrad und sind das i-Tüpfelchen für jeden Sammler.

 

Aber nicht nur das heute seltsam skurril an- mutende Zubehör soll Thema sein, sondern auch Dinge rund ums Fahrrad, zu deren Entstehung und Hintergrund ich durch meine Beschäftigung mit der Materie etwas beitra- gen kann – und wenn es nur ein Exzerpt der oft schlecht greifbaren Literatur dazu ist. Oder einfach schöne Teile, die man gerne betrachtet.